Tischkultur in der Antike
Bereits
im alten Ägypten zur Zeit der Pharaonen waren opulente Festessen sehr
beliebt (vgl. Hans Tapper, Der schön gedeckte Tisch, Niedernhausen
1986, S. 7-11). Dies belegen alte Malereien, auf denen eingedeckte Tische und
Tischgesellschaften abgebildet sind.
Krüge für Getränke, Obstschalen
und Platten mit Esswaren fehlen hier ebenso wenig, wie Musikanten, die die Speisenden
mit ihrem Spiel unterhalten.
Ähnlich, nur spärlicher, hielten es die alten
Griechen. Ihre Hauptmahlzeit nahmen sie in den frühen Abendstunden zu sich. Sie konsumierten in Wein getauchtes
Brot, Fleischgerichte wurden seltener gereicht (vgl. Hans Tapper, Der schön gedeckte
Tisch, Niedernhausen 1986, S. 8). Als Tischgeschirr waren Becher und Teller aus Ton oder
Metall üblich, als Besteck wurden Löffel verwendet. Gegessen wurde ansonsten
mit den Fingern. Tischdecken hat es in dem Sinne nicht gegeben.
Zunehmend wurde in der Antike dann nicht mehr am Tisch, sondern im Liegen gegessen.
Besonders bei den alten Römern war die Sitte im Liegen zu essen sehr beliebt.
Dies belegen viele alte Miniaturen aus dieser Zeit. Auch die Römer kannten
Trinkbecher, Teller und einfaches Besteck, darunter nun auch Messer zum Tranchieren
von Fleischgerichten. Neu hingegen sind Fingerschalen und Servietten
(vgl. Hans Tapper, Der schön gedeckte Tisch, Niedernhausen 1986, S. 7-11). Dies
bedeutet, dass Servietten als
Mundtücher bereits in der ausgehenden Antike in Gebrauch waren. Die Speisen
wurden bei den Römer auf einem kleinen, mit einem Tuch bedeckten Tisch in der
Mitte präsentiert (vgl. Andreas Morel, Der gedeckte Tisch. Zur Geschichte der
Tafelkultur, Zürich 2001, S. 25). Individuelle Gedecke waren unüblich,
auf Gefäßen aus dieser Zeit finden sich jedoch mitunter Besitzermarken.
Tischkultur im Mittelalter
Im Mittelalter wurden Tafelkultur und -sitten
zunächst wieder grober. Zwar verwendeten die Menschen Becher,
Messer und seltener auch einfache Gabeln zum Essen, weniger genutzt
wurden, soweit bekannt, hingegen Teller, Fingerschalen oder gar
Servietten und Tischdecken.
Man aß aus Vertiefungen im Tisch und benutzte hierfür zumeist die Finger.
In besseren Kreisen gebrauchte man dabei nur Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger
(vgl. Hans Tapper, Der schön gedeckte Tisch, Niedernhausen 1986, S. 8).
Tischwäsche und damit auch Tischdecken gab es im Mittelalter zunächst keine,
erst im Spätmittelalter kamen am Tisch angebrachte Tücher auf, an denen man
sich Mund und Hände abwischen konnte. Diese
an der Tafel befestigten Tücher können als Vorläufer
unserer heutigen Stoffservietten bzw. Mundservietten
angesehen werden.
Um 1200 finden sich erste Buchmalereien, die Tische zeigen, die mit
Textilien bzw. Tischdecken / Mundtüchern bedeckt sind, so z.B.
im "Hortus deliciarum" der Äbtissin Herrad von Landsberg, datiert 1196
(vgl. hierzu auch im folgenden: Jaacks, Gisela, "Wenn blendend weiss die Wäsche
lacht". Zur Geschichte der Tischwäsche und Haushaltstextilien, in: Beruf der Jungfrau.
Henriette Davidis und das bürgerliche Frauenverständnis im 19. Jahrhundert,
Oberhausen 1988, S.178f.)
In diesen frühen Buchmalereien ist in der Regel ein
glattes Tuch als Tischdecke zu sehen, dass die Tischplatte bedeckt, oft aus
Leinen. Ein
zweites in reiche Falten drapiertes Tuch ist über die Kanten gelegt und reicht zumeist
bis zum Boden. Die Gäste nutzten das umlaufende Tuch als Serviette für Hände und
Mund und legten es auch über den Schoß, um die Kleidung zu schützen. Die
Tischdecke wurde in diesem Sinne zunächst als Serviette benutzt. Das Tischtuch oder
auch der "Tischteppich" erfüllte im Unterschied zur Serviette aber auch dekorative
Zwecke. (Vgl. Stummerer, Sonja, Hablesreiter, Martin, wie wir essen, Tischkultur, Geschichte,
Design, Klima, Köln 2021, S.98ff).
Tischkultur in der Neuzeit
Im 16. und 17. Jahrhundert waren dann nicht nur
Tischdecken
auf dem Tisch,
sondern Gabeln,
mit denen man aß, allgemein gebräuchlich, zunächst in Italien, später auch
in Frankreich und Deutschland. Erklärbar wird das Aufkommen der Gabeln in der Renaissance
und frühen Neuzeit möglicherweise damit, dass vor allem in Italien aber auch in den
Niederlanden breite Halskrausen in Mode waren. Hiervon zeugen zahlreiche Gemälde feiner
Herrschaften und Tafelgesellschaften, besonders eindrucksvolle Beispiele stammen von dem
niederländischen Maler Frans Hals. Um die Halskrausen nicht zu beschmutzen, wurden
Gabeln zum Essen benutzt.
In Frankreich setzte sich dann wahrscheinlich zuerst die Sitte
durch, mit Messern und Gabeln gleichermaßen zu essen. Die Tischsitten, die sich im
Zuge dieser Errungenschaften gebildet haben, sind bis heute prägend geblieben.
Von
er höfischen Gesellschaft übertrugen sich die Tischsitten im 18. Jahrhundert
dann zunehmend auch auf die normale Bevölkerung. Im 19. und 20. Jahrhundert verfeinerte
sich die Tafelkultur weiter. Die Speisen wurden vielfältiger und raffinierter, das
Tafelgeschirr hochwertiger und kostbarer und als Besteck kam Tafelsilber in Mode.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es ausgeklügelte Gedeckvorschriften
ebenso wie einen komplexen Verhaltenskodex bei förmlichen Anlässen
(vgl. Tessa Everlegh, Der schöne Tisch, Traumhafte Dekorationen für
viele Anlässe in Schritt-für-Schritt-Anleitungen, München 1999,
S. 6). Zudem wurden Spezialutensilien wie beispielsweise Fischbesteck, Suppenlöffel oder
auch Eierbecher eingeführt.
Literaturhinweise finden Sie in unserer
Literaturliste.